„Sehen um zu begreifen, weil es nie wieder sein darf!“

Buchenwaldfahrt der 10. Klasse im März/April 2025

Die Fachschaft Geschichte organisiert jährlich eine Fahrt zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald für die zehnten Klassen. In diesem Jahr fand diese vom 31.3. bis 2.4.2025 statt. Fünfzehn Schüler*innen erarbeiteten gemeinsam mit ihren Geschichtslehrkräften Herrn Moulden und Frau Gressnich sowie dem Historiker Ronald Hirte direkt vor Ort die Geschichte des NS-Lagers. 

O-Töne und zwei Berichte der Teilnehmer*innen zu dieser Fahrt: 

„Manchmal holt uns die Vergangenheit ein.“

„Ich stand da, wo andere lagen. Dieser Satz beschreibt ganz gut was ich mir die Zeit über dachte, immer wenn wir durch das KZ gegangen sind.“

„Sehen um zu begreifen, weil es nie wieder sein darf!“

„Der Besuch in Buchenwald war sehr spannend sowie leicht erschütternd und die Spuren des damaligen Leidens waren deutlich erkennbar.“

„Ein Besuch im KZ Buchenwald ist beklemmend und erschütternd – die Geschichte ist dort an jeder Ecke spürbar.“

„Das KZ-Buchenwald hat tiefe Eindrücke bei mir hinterlassen und dass es erst vor ca.80 Jahren passiert ist macht dies noch viel erschreckender.“

„Das Konzentrationslager Buchenwald hat uns zum Trauern und Nachdenken gebracht, doch hat es uns auch Hoffnung gelehrt. Hoffnung darauf, dass wir alle in Harmonie miteinander Leben und human miteinander umgehen können.“

„An einem Ort zu stehen an dem so viel Leid geschehen ist, fühlt sich echt unwirklich an, es ist als könnte man den Schmerz heute noch spüren.“

„Ich wusste, dass die damalige Zeit schlimm war, aber der Besuch in Buchenwald hat mir erst richtig klar gemacht, wie grauenvoll es wirklich war.“

„Was kein Schulbuch vermitteln kann – Drei Tage in Buchenwald“  

– Bericht von Luzia, 10f –

 „Jedem das Seine“, dieser Satz ist mit großer Wahrscheinlichkeit jedem von uns bestimmt schon das ein oder andere Mal begegnet. Vermutlich geschah das jedoch in einem eher zwischenmenschlichen Kontext und brachte nichts Schändliches mit sich. 

Der eben erwähnte Spruch ist jedoch auch im Tor des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald von den Nationalsozialisten verewigt worden, jedoch mit einer zynischen Bedeutung. Die Nationalsozialisten wollten mit diesem Spruch – der ursprünglich aus dem römischen Recht herrührt und für Gerechtigkeit im positiven Sinne stehen sollte – nämlich die unmenschliche und grausame Behandlung der Häftlinge rechtfertigen. 

Diese und weitere Erkenntnisse haben wir aus dem eindrücklichen Besuch in der Gedenkstätte mitgenommen. Bereits in den Wochen vor der Exkursion hatten wir uns in den Klassen intensiv mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. Doch kein Schulbuch, kein Unterrichtsgespräch konnte uns auf das vorbereiten, was wir in Buchenwald tatsächlich zu sehen und zu spüren bekamen. 

Die Gedenkstätte Buchenwald erstreckt sich über ein riesiges Terrain. Am bekanntesten ist wohl das Konzentrationslager, in dem früher langgestreckte Holzbaracken als Unterkunft für die Häftlinge standen. Durch die Zerstörung des Lagers und die Errichtung eines sowjetischen Speziallagers in den Nachkriegsjahren erinnern heute große Rechtecke, gefüllt mit groben, dunklen Steinen, an die ehemaligen Gebäude. 

Jedoch gehört zu dem ehemaligen KZ noch viel mehr, wie z. B. ein Steinbruch, der als einer der schlimmsten Arbeitsplätze im KZ galt. Dort mussten die Häftlinge Muschelkalkstein abbauen, der jedoch zu fast nichts zu gebrauchen war, außer für Kies, mit welchem dann auf makabere Weise meist die Wege im KZ bestreut wurden. Die Häftlinge im Steinbruch wurden aufs Übelste misshandelt und geschunden. Die Arbeit war schwer, und Hilfsmittel waren nur rar. Die Häftlinge wurden von den SS-Aufsehern als „singende Pferde“ bezeichnet, wenn sie die schweren Lohren voller Steine einen Hang hinauf zur weiteren Verarbeitung schieben mussten. 

Bei unserem Besuch im Steinbruch mussten auch wir auf dem Rückweg den Hang hinauflaufen, was sich als kräftezehrend erwies. Es wollte uns nicht in den Sinn, wie die Häftlinge, welche unterernährt und geschwächt waren, es jeden Tag aufbrachten, diese Schwerstarbeit zu verrichten. Jedoch war diese Arbeit nicht allen möglich, und die schreckliche Konsequenz daraus war dann zumeist der Tod durch Erhängen (und auch wenn man dabei nicht starb und diese meist zweistündige Folter überlebte, hinterließ dies doch schwere gesundheitliche Folgen, vor allem durch die Kompression des Brustkorbes), aber auch durch heftigste körperliche Misshandlung durch einen SS-Mann. 

Wir wurden die gesamten drei Tage, die wir in der Gedenkstätte verbracht haben, durchgehend mit der schrecklichen Vergangenheit dieses Ortes konfrontiert. Nicht nur, dass wir tagsüber über das ehemalige Gelände und die noch erhaltenen Gebäude liefen, sondern auch, dass unser Schlafplatz ein ehemaliger Teil des KZs gewesen ist. Wir schliefen in einer ehemaligen SS-Kaserne. Zwar hat sich dort über die Jahre viel verändert, doch man hatte immer diesen gewissen Hintergedanken, der einen doch nicht losließ.

An unserem zweiten Abend in der Gedenkstätte schauten wir alle zusammen den Film „Nackt unter Wölfen“ (Philipp Kadelbach, 2015). Dieser handelt von Lagerinsassen, die während der letzten Tage des KZs alles daran setzen, einen „illegal eingeschmuggelten“ Dreijährigen zu beschützen und vor der SS geheim zu halten.  Der Film gab uns nochmals einen ganz besonderen Eindruck von der Geschichte des Lagers. Alles, was man bisher gelesen und erfahren hatte, wurde hier nochmals verbildlicht und ließ einen selbst noch intensiver mit den damaligen Gefangenen mitfühlen. Dies wurde – meiner Ansicht nach – gerade durch die sehr expliziten Gewaltdarstellungen begünstigt, wie z. B. die Folter, der die Häftlinge unterzogen wurden, wenn man Informationen von ihnen erhalten wollte, oder die Bestrafung bei „Ungehorsam“. Was uns jedoch vor allem klar wurde, war die Willkür, mit der die SS-Männer die Häftlinge bestraften oder in den Tod schickten, um sich einfach nur den „langweiligen Arbeitstag“ etwas „witziger“ zu gestalten. 

Am nächsten Tag bereiteten wir den Film nochmals mit unserem Gruppenleiter Ronald Hirte auf und erfuhren auch einiges über die Dreharbeiten, die nicht gänzlich in Buchenwald stattgefunden hatten, da der Film aus der Sicht der Verwaltung der Gedenkstätte sehr kitschige, aber auch brutale Szenen zeigte und z. B. als Statisten Obdachlose aus Tschechien rekrutierte, welche teilweise jedoch gar nicht genau wussten, was sie dort drehten. 

Auf jeden Fall würde ich behaupten, dass gerade der Fakt, dass wir diesen Film dort geschaut haben – nur wenige Meter von den ehemaligen Baracken entfernt und selbst in einer alten Kaserne der SS sitzend – alles nochmals greifbarer und auch erschreckender gemacht hat, als hätten wir ihn um 8:30 Uhr morgens in der Schule geschaut. 

An unserem letzten Tag unternahmen wir nochmals einen Gang zur Gedenkstätte und besuchten dort unter anderem die Dauerausstellung „Ausgrenzung und Gewalt“. Dort konnten wir abermals die Geschichte des Lagers – vom Aufbau bis zur Befreiung – betrachten, durchlesen und auch hören. Die Ausstellung zeigte z. B. alte Kleidung, Geschirr, Produkte der Zwangsarbeit, die die Häftlinge leisten mussten, Briefe und persönliche Gegenstände der Häftlinge und auch die akribisch ausgefüllten Dokumente der SS. Alles in allem ist sie auf jeden Fall einen Besuch wert, denn alles wird sehr gut und teilweise auch bildlich erklärt. 

Dieser Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald hat ein ganz besonderes und differenziertes neues Bewusstsein für uns als Schüler geschaffen, wodurch wir die damalige Zeit im sogenannten Dritten Reich und deren Grausamkeit nachwirkend noch einmal ganz anders wahrnehmen konnten, können und werden. 

Ganz zum Schluss möchten wir auch nochmals unserem Gruppenleiter Ronald Hirte danken, der uns alles sehr ausführlich erklärt hat und gerne jede unserer Fragen beantwortete. Und natürlich auch vielen Dank an unsere Lehrkräfte Frau Gressnich und Herrn Moulden, die auch immer ein offenes Ohr für unsere Fragen hatten und mit denen wir sehr anregende Gespräche geführt haben. 

Wir würden diese Fahrt jedem Schüler sehr ans Herz legen, denn so baut sich die nötige Toleranz auf, die wir diesem Thema gegenüber bringen müssen.  

Hier gibt es noch einen weiteren Text von Jakob, 10f.

Die Teilnehmenden der Buchenwald-Fahrt 2025 waren Mila, Luzia, Fabienne, Georg, Rafael, Marieke, Romy, Janina, Jakob, Fabian, Natalija, Elisha, Annemarie, Käthe und Oliver sowie Herr Moulden und Frau Gressnich.