Besuch der Magritte Ausstellung

René Magritte stiftet bei Schüler(innen) des Gymnasiums Nord Verwirrung und regt zu Nachdenken und Diskussion an

Der Einsatz von Frau Dr. Nadya Natour als zweiter Begleitperson ermöglichte eine zusätzliche sinnvolle Aktion des Gymnasiums Nord, die die beteiligten Schülerinnen und Schüler mit der Welt der Museen und Kunstausstellungen vertraut machte: Am 18.5.17 besuchten die Mitglieder der Philosophie-AG und weitere Schülerinnen und Schüler, die im laufenden Schuljahr herausragende Leistungen im Ethikunterricht erbracht haben, unter der Leitung ihres Ethik- und Philosophielehrers Dr. Martin Krieger die Magritte-Ausstellung „Der Verrat der Bilder“ in der Schirn. Und so wurde dieser Donnerstag für Asal aus der 5a, Avi aus der 5b, Raul aus der 5c, Abdoullah, Anastasia, Jasmin, Matilda und Mohamed aus der 5d, Nick aus der 5e und Dorothea, Sanya und Sharipa aus der 5f ein außergewöhnlicher und fraglos anregender Schultag. Denn René Magritte gibt zu denken:
„Ceci n’est pas une pipe“ – „This is not a pipe“ – „Ceci n’est pas une pomme“: Warum ist der auf einem Bild dargestellte Apfel, die auf einem Bild dargestellte Pfeife kein Apfel bzw. keine Pfeife? Von diesen durch die Bilder Magrittes aufgeworfenen Fragen ausgehend gaben sich die Schülerinnen und Schüler ganz den zentralen Aussagen seiner „Philosophie in Bildern“ hin: Gegenstände und die Bilder und Wörter zu ihnen stellen unterschiedliche Wirklichkeitsebenen dar. Avi wurde vor dem Hintergrund dieser Unterscheidung dann zu einem weiteren wichtigen Gedanken angeregt: Wie wir Dinge sehen und wie wir sie bezeichnen, hängt immer auch von unserer jeweiligen Perspektive ab. Folglich gab es auch bei Magrittes Bild „Die schöne Gefangene“ Diskussionen: Jasmins Vermutung, dass auf der Leinwand das dargestellt ist, was sich in der Landschaft hinter ihr befindet, stieß auf Asals Widerspruch. Nein, es kann auch sein, dass das Dargestellte in der Wirklichkeit der Landschaft ganz anders aussieht. Magrittes „Blankovollmacht“ mit einer Reiterin im Wald löste gleichfalls zahlreiche Überlegungen aus: Ist das Pferd vor oder hinter den Bäumen? Oder sind das zwei Pferde? Oder ist das vielleicht nur eine Theaterkulisse? Und so konnten sicher alle Schülerinnen und Schüler Asal zustimmen, als sie angesichts des berühmten Bildes aufseufzte: „Jetzt bin ich aber ganz verwirrt!“
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Magritte wäre mit den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Nord fraglos sehr zufrieden gewesen. Denn sie ließen sich von seinem visuellen Denken zur ständigen kritischen Überprüfung des Gesehenen anregen. Als ich am Ende unseres Ausstellungsbesuchs mit einigen Schülerinnen vor dem Bild „Lob der Dialektik“ stand und meinte, wie großartig Magritte hier ein „Haus im Haus“ dargestellt habe, kommentierte Matilda zu Recht: „Aber das ist doch gar kein Haus!“ Die Lehrkräfte des Gymnasiums Nord müssen in den nächsten Wochen also damit rechnen, dass ihnen von Magrittes Philosophie inspirierte Schülerinnen und Schüler begegnen: „Das ist gar keine 4.“ Und: „Ob man das als eine 4 bezeichnet, hängt ganz von der Perspektive ab.“
Dr. Martin Krieger

 

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