Besuch der Gedenkstätte Hadamar

Ende Februar fand die fest etablierte Fahrt aller 10. Klassen unseres Gymnasiums zur Gedenkstätte Hadamar statt. Sie erinnert an die Verfolgten und Ermordeten der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und lädt zur Auseinandersetzung mit der Geschichte ein.

Wir erhielten zuerst eine Einführung in das Thema. Der Workshop begann mit einem Stuhlkreis, in dem eine Mitarbeiterin von den Umständen, die von 1941 bis 1945 in der Landesheilanstalt herrschten, berichtete und von den Motiven, die die Nationalsozialisten verfolgten, um diese Tötungsanstalt einzuleiten.

1934 war das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in Kraft getreten, welches vorsah, dass Menschen mit bestimmten, vermeintlich erblichen Erkrankungen oder Beeinträchtigungen unfruchtbar zu machen.

Der Workshop war in zwei Teile eingeteilt: die erste Mordphase und die zweite Mordphase. In der ersten Phase wurde die Heilanstalt zu einer Tötungsanstalt erklärt und eine Führung durch das gesamte Gebäude sowie das Außengelände durchgeführt. Uns wurde die Busgarage gezeigt, in die die „Patientinnen und Patienten“ in grauen Bussen einfuhren. Ebenfalls wurde uns der Schlafraum sowie der Keller gezeigt, wo sich die Gaskammern befanden, die als Duschen getarnt waren, sowie die Seziertische, auf denen medizinische Untersuchungen an Leichen durchgeführt wurden und die Krematoriumsöfen.

Wir erfuhren, dass während des Jahres 1941 zwei Ärzte die Leitung der Anstalt innehatten und ca. 100 Personen in der Tötungsanstalt, darunter Pflegekräfte, Verwaltungs- und Küchenpersonal arbeiteten.

Der zweite Teil des Workshops behandeltet die zweite Mordphase. Wir befassten uns in Gruppen mit verschiedenen Biografien einzelner Opfer. Die hier vorgestellten Einzelschicksale stehen stellvertretend für die vielen Menschen, die im Rahmen der NS- „Euthanasie“ verfolgt und ermordet wurden (fast 15 000 von 1941-1945).

Wera Kobljazka (1925-1944) wurde mit 17 Jahren aus einem heutigen ukrainischen Ort als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt, wo sie als Metallhilfswerkerin arbeitete. Sie wurde wegen Epilepsie und einer vermeintlich psychischen Störung in mehrere Krankenhäuser und Lazarette eingewiesen bis sie schließlich nach Hadamar kam. Dort wurde sie am 19.6.1944 ermordet und ihr Tod als epileptischer Anfall in der Krankenakte vermerkt. Ob ihre Familie von ihrem Tod erfuhr, ist ungewiss.

Otto Curth war Berichterstatter für die deutsche Wehrmacht und Vater von fünf Kindern. Nach einem Motorradunfall litt er an Schizophrenie. Er wurde in mehrere Lazarette eingewiesen und kurz nach seiner Ankunft in Hadamar ermordet. Seine Frau die sich während seiner Klinikaufenthalte immer wieder nach ihm erkundigte, wurde über seine Todesursache angelogen.

Der Workshop endete für unsere Klasse oberhalb des Geländes auf dem Friedhof. Dort befindet sich eine Gedenkstele mit dem Zitat „Mensch, achte den Menschen“, was die Absichten der Gedenkstätte und der angebotenen Workshops unterstreicht.

Maryam und Lina (10g)